Achtung Überlänge!
Heute war es soweit! Der große Tag, auf den wir alle spätestens seit Beginn der Tour hingefiebert haben, ist für 11 von uns da! Die anderen müssen sich noch einen Tag gedulden. Ich konnte nicht besonders gut schlafen, war wohl die Aufregung und Vorfreude. Um halb 6 klingelte der Wecker, eine Schüssel Cornflakes und Lunchpaket packen. Um 6.20 Uhr wurden wir mit zwei Jeeps abgeholt und zum Volcanoes Nationalpark Headquarter gefahren. Dort tummelten sich schon einige, recht lustig anzusehen. Der Gorillatrekk ist das mit Abstand teuerste, was ich in meinem Leben je gemacht habe, eine dieser once-in-a-lifetime-Erlebnisse. Der Tag kostet nämlich etwa 1000$! Und nächstes Jahr wird es noch teurer. Das meiste Geld fließt aber in den Park, die Zahl der Gorillas steigt seit einigen Jahren wieder an, denn sie waren kurz vorm Aussterben. Auch die Dörfer rundherum bekommen ihren Teil ab.
Naja, diese Exklusivität sieht man hier vielen an. Outdoorausrüstungen, blitzblanke Schuhe, vermutlich noch nie getragen. So à la Bognerskianzug auf dem Anfängerhügel. Interessant fand ich beispielsweise auch Gamaschen über Joggingschuhen. Die Frisuren saßen, die Kameras waren wohl so viel wert, wie ein paar Kleinwagen. Jemand aus meiner Gruppe beobachtete auch eine Tussi im Klo beim Schminken und Haarstyling ;-) Wir mussten recht lange warten, ziemlich viel bürokratischer Aufwand. Für die Touris gabs so lange heiße Getränke und eine Tanz-Trommelaufführung einiger Leute aus dem nächsten Dorf. Hatte etwas von "Baum der Seelen" im Original!
Wir wurden in kurze und lange Tour aufgeteilt. Zu jeder Gorillafamilie dürfen nämlich max. 8 Personen und je nachdem, wo die sind, ist man eben unterschiedlich lang unterwegs. Mat, Carly, Julia, Emily, Erin und ich wählten eine lange Tour, zu uns kam noch ein etwas älteres Paar aus den USA. Style doch ähnlich dem oben beschriebenen... Sie waren gestern schon bei einer anderen Gorillafamilie und fliegen morgen in die Serengeti. Noch Fragen?!? Wir bekamen eine super nette Führerin, hab leider den Namen vergessen. Dann gabs ne kurze Einweisung und wir lernten "Freund" auf gorillisch. Ein langes tiefes Räuspern, etwa Professor McGonagall, wenn sie Ron und Harry beim Abschreiben erwischt. Das sollen wir machen, wenn wir uns den Gorillas nähern. Je nach ihrer Antwort ("servus, wie geht's" oder "sorry, grade keine Zeit, muss mich lausen") darf man sich ihnen dann nähern.
Als alles geklärt war ging es gegen viertel 9 wieder in die Jeeps, wir mussten erstmal ca.1,5h bergauf fahren. Übrigens liegt der Ort hier doch nur auf 1700m, wir starteten etwa 1000m höher. Erst gings auf der geteerten Hauptstraße entlang, die letzte halbe Stunde auf immer schlechter werdenden Pisten durch Dörfer und Kartoffelfelder. Wir kamen uns mal wieder vor wie die Queen persönlich, da wir jedem einzelnen Kind winken und zulächeln mussten. Da sind die total begeistert. Als wir ausstiegen noch mehr, nachdem sich der erste zu mir getraut hatte, musste ich bestimmt 20 kleine dreckige Hände schütteln ;-) Hier bekamen wir auch die gute Nachricht, die wir alle hören wollten: unsere Gorillafamilie war gesichtet worden!
Unsere Amis nahmen sich einen Porter für ihre kleinen Rucksäcke, manche versorgten sich mit einem Wanderstock, dann gings los. Kurz winkend zwischen den Feldern durch, dann standen wir am Eingang des Nationalparks, ummauert, da früher immer wieder Büffel ausgebüchst sind und die Felder zertrampelt hatten. Hier erwartete uns ein Rancher mit Gewehr, um im Notfall einen Warnschuss Richtung Büffel abgeben zu können. Von dort ging es gut eineinhalb Stunden immer steiler bergauf. Zunächst durch Bambus, der teils aussah, als würden Riesen Mikado spielen, dann durch immer mehr Brennnesseln. Die waren teils bestimmt 3m hoch! Von denen können unsere noch was lernen, hab eine mit der Hand erwischt brannte wie Hölle, wurde dick und pustelig. Ging dafür aber recht schnell wieder weg. Irgendwann zogen wir dann sogar unsere Handschuhe an, dafür brannte es dann durch die Hose!
Und es wurde immer steiler und unwegsamer, die beiden Porter hatten mit ihren Macheten ordentlich zu tun.
Auf gut 3000m war es dann soweit, vier Männer erwarteten uns. Die sind dafür zuständig, die Gorillas zu suchen, unglaublich, wenn man das Gelände sieht. Sie bleiben auch, wenn die Touris gehen, checken, ob alle Tiere gesund sind, ob es Probleme gibt und beobachten, wo sie sich ihr Nachtlager bauen, um sie am nächsten Tag besser finden zu können. Bei ihnen ließen wir unsere Rucksäcke und nur mit Kameras bewaffnet ging es los. Wahnsinn! Das muss man einfach erlebt haben, beschreiben lässt es sich nicht wirklich, ich versuchs aber mal...
Man kommt so nah an die Tiere, teilweise vielleicht zwei Meter. Die haben keine Angst und lassen sich nicht stören und machen einfach ganz normal ihr Ding. Wobei es wohl bei manchen Familien einen Schauspieler oder Poser gibt. Igisha, der Silberrücken, der hier der Chef ist, war fast die ganze Zeit am Futtern. Da wird das Grünzeug samt Wurzel aus dem Boden gerupft. Ein paar kleinere turnten immer wieder auf den Bäumen herum, so hoch, bis der Baum nachgab und sie runterpurzelten. Mein kleiner Lieblingsgorilla sah aus, als hätte er ein paar Bier zu viel intus, immer wieder fiel er um und rollte durch die Gegend (von ihm kann manch ein Fünftklässler noch lernen, wie ein Purzelbaum geht!) Die Mama des jüngsten Babys, gerade mal einen Monat alt, hielt das kleine immer wieder so, dass wir es super fotografieren konnten, es sah aus als hätte es einen Iro auf dem Kopf!
Ja, wie gesagt, ich kanns nicht so beschreiben wie es war, einfach der Hammer. Und auch wenn ich diesen Backpacker-Satz hasse wie die Pest, hier passt er wirklich: "It's amazing, you have to do that!"
Für unsere Gruppe gabs dann auch noch ein zweites Highlight. Der Ami drückte mir die Kamera in die Hand, ich sollte die beiden vor ein paar Gorillas fotografieren. Machte ich auch, da zog er plötzlich den Ring aus der Tasche! Ich war völlig verdattert und vergaß fast weiter zu knipsen! Happy End bei den Gorillas, echt hollywoodreif! Lustigerweise haben das zwei von uns echt verpasst, weil sie gerade in die andere Richtung fotografierten. Wunderten sich nur, warum sie plötzlich heulte ;-)
Nach einer Stunde wars leider schon wieder vorbei, wir zogen uns zurück und ließen die Gorillas in Frieden weiterfuttern. In meinem nächsten Leben werde ich auch Berggorilla in Ruanda, tolles Leben!
Wir gingen zurück zu unseren Sachen, aßen unsere Lunchpakete und waren gleichzeitig völlig aus dem Häuschen. Als wir wieder runterstiegen, begann es zu regnen, weiter unten war alles ziemlich matschig, wir hatten wohl ziemlich Glück, dass es uns nicht komplett einsaute. Am Parkausgang wurden wir schon wieder von den Kiddies erwartet. Händeschütteln und High 5 bis zum Abwinken auf dem Weg zum Auto. Dort bekamen wir noch ein Zertifikat für erfolgreiches Gorillatrekking. Dann ging es winkend im Auto zurück. Wohl jeder von uns pennte irgendwann völlig zufrieden ein!
Zurück im Hostel gab ich Peter, dem Chef der Laundry, mit einem etwas schlechten Gewissen meine dreckigen Klamotten. Immerhin ist das hier alles echte Handarbeit. Dann holte ich mir gegenüber wieder einen Saft, die waren total begeistert, dass ich wirklich wiederkam. Nahm gleich noch ein paar mal Zuckerrohrsaft für Peter, KFC und Ben mit. Dann gings in die Bar, wo auch einige der anderen saßen und wir stießen mit einem Bier auf den genialen Tag an. Dann teilten wir uns noch ein paar Teller Pommes. Spottbillig, daher wurde es immer mehr. Danach gings in die Dusche und dann Fotos ankucken. Waren fast 200, da muss ich wohl noch etwas aussortieren fürs Fotobuch! Zum Abendessen gabs Kartoffeln mit Bananen und zweierlei Gemüse. Gegen halb zehn fielen wir dann alle totmüde ins Bett.
Bisher war das definitiv der beste Tag des Urlaubs. Und sicher auch einer in den Top3 meines Lebens. Ob sich das durch das Gefühl toppen lässt, wenn ich oben auf dem Kili stehe, wage ich zu bezweifeln, war einfach der Oberhammer!
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