Montag, 28. August 2017

24.8.17 Tag 3: Kalt

Mit meinen vielen Schichten ist es nachts nicht kalt, aber auch nicht super warm... Um 6 werden wir geweckt, das übliche Prozedere. Um 7.15 Uhr geht es los, noch bin ich motiviert. Es geht heute über den 4600m hoch gelegenen Lavatower. Nach einer guten halben Stunde merke ich, dass die Motivation wohl im Camp geblieben ist... Der MP3-Player muss raus, aber auch das hilft nur kurzzeitig. Ich fühle mich wie ein Roboter, der Weg ist langweilig, etwa 7km und 750 Höhenmeter, nur Staub, Steine und kleine Felsen, ein paar verirrte Grasbüschel dazwischen. Außer uns sind nur Träger unterwegs, die anderen Touris haben wir überholt oder sie schlafen noch...

Gegen 9 brauch ich ne kurze Pause, ich kann und will nicht mehr, es ist alles grau und kalt. Ich schalte Gipsy an, schon 4200m, Halbzeit. Und weiter. Auf 4400m wird es kurz mal flacher und wir treffen auf die Lemosho Route, der Lavatower kommt in Sicht. Jeder Schritt ist ein kleiner Kampf, es kommen vier Schritte auf 8 Zählzeiten House, meine Joggingmusik.
Avicii: "One day you'll leave this world behind, so live a life you will remember!"
Hm, das passt und gibt einen letzten Antrieb. Nur noch ein Lied, dann bin ich da. Hm, ok, noch eines. Und noch eines... Um 11 Uhr ist es geschafft, wir stehen auf 4627m am Lavatower. Ich geh auch keinen Meter mehr höher! Es ist eisig, ich zieh alles an, was sich im Rucksack findet, inkl. Regenjacke, 2 Kapuzen, Mütze und dünne Handschuhe.

Wir machen ein schnelles Foto und laufen ohne Pause weiter. Zum ersten Mal kommen die Stecken zum Einsatz, bergab zum Bremsen. Fast im Laufschritt geht es hinunter, doch was ist das? Plötzlich ein Hügel vor uns! Davon war aber keine Rede, bergab wurde mir versprochen! Doch den schaffen wir auch noch und dann gehts wirklich nur noch runter. Es wurde wärmer, meine Finger machen sich wieder bemerkbar. Dann gab es auch wieder ein paar Pflanzen, unter anderem lustige Bäume mit Ananas auf dem Kopf!

Um 12 Uhr kommen das Baranco-Camp und die dahinter liegende Baranco-Wall in Sicht, eine halbe Stunde später sind wir dort. Und wir sind tatsächlich die ersten! Obwohl wir bergauf echt geschneckt sind! Etwas demotivierend ist die Tatsache,  dass wir im Endeffekt nur gute 100 Höhenmeter geschafft haben, das Camp liegt auf 3986m, der Lavatower ist aber super um eventuelle Höhenprobleme abzuckecken und natürlich für bessere Akklimatisation.

Scharfe Verhandlungen verschaffen uns eine Stunde im warmen Schlafsack, bevor wir uns waschen und Tee trinken müssen. Das tut richtig gut, um komplett aufzutauen. Ich habe ganz leichte Kopfschmerzen, das kann aber auch an der Anstrengung selbst liegen. Um dreiviertel 2 gibts das Waschwasser, danach Tee und Lunch. Das Klo ist noch bescheuerter, der Weg ist nämlich noch weiter und steiler... Und dann Rages Arbeit muss ich dauernd! Jens und ich machen einen kurzen Spaziergang, 200m unterhalb vom Camp ist ein toller Aussichtspunkt mit Blick ins Tal. Und schönen Felsen zum Verstecken ;-)

Danach gehts wieder ins Fresszelt, trinken und schreiben. Meinem Kopf geht es wieder besser, nur noch ein leichter Druck seitlich, sonst ist auch alles gut. Dann ist Kindletime im Schlafsack, alles andere ist einfach zu kalt. Um halb 6 kommt die riesige Amitruppe, man hört sie sich feiern. Die sind vor uns gestartet!!! Gut, vermutlich bekamen sie ihr Lunch im Zelt beim Lavatower,  aber trotzdem! Es klart auf, wir haben einen super Blick auf Moshi und den Gipfel. Der kommt nicht wirklich näher! Gegen 7 gibts Abendessen, Nudeln und Gemüse. Patson kommt zur allabendlichen Ansage. Er hat uns heute beobachtet und traut es uns voll und ganz zu, es bis auf den Gipfel zu schaffen! Der Lavatower ist wohl ein recht zuverlässiger Messpunkt und wir waren beide nicht höhenkrank. Leichte Kopfschmerzen sind voll und ganz normal. Im übrigen waren zumindest meine zu dem Zeitpunkt völlig weg.

Um 8,Uhr gehts ins Zelt, es ist eiskalt. Zusätzlich zur gestrigen Zwiebel gibts noch ein Longsleeve und ein Tshirt plus lange Unterhose. Nachts ziehe ich auch noch die Softshelljacke an und schmeiß mir die Daunenjacke über den Hintern. Trotzdem fühlt es sich an, als bekäme ich einen Schnupfen...

Bilder kommen noch nach, heute war Jens dran...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen