Montag, 28. August 2017

25.8.17 Tag 4: Warm

Um 7 werden wir geweckt, ich bin schon lange wach. Hab gut geschlafen, aber es war kalt, außen ist der Boden gefroren... Die Sonne scheint, leider noch hinter der Felswand. Ich packe, wasche mich, mein Waterbag kommt, heute kocht er fast und wird schon ganz weich :-) Heut gibts ein paar Klamotten mehr als gestern, will nicht wieder so frieren. Außerdem als Test für die Gipfelnacht zwei Paar Socken, sollte es nicht klappen, heute kann ich sie noch ausziehen. Zum Frühstück gibt es wie immer Porridge und Obst, dann Chapati. Ei geht heute gar nicht, sorry Rage, aber sonst kotz ich!

Um 8.20 Uhr starten wir Richtung Baranco-Wall, die vor uns aufragt. Von unten sieht man zig bunte Punkte in ihr kleben, teils scheinen sie im Stau zu stehen. Schon am Fuß der Wand ziehen wir die erste Schicht aus, auch wenn die Wand noch im Schatten liegt. Es geht im Zickzack mit viel Kraxelei nach oben. Zu sehen bekommen wir viele lustige Touris, denen teilweise jeder Fuß und jede Hand an die richtige Stelle gesetzt werden. Die Porter beeindrucken mich heute noch mehr als sonst, wenn sie durch die Wand klettern und dabei noch ein riesiges Paket auf dem Kopf tragen.

Mir machts saumäßig Spaß, die Motivation ist super, aber die Pumpe geht ordentlich. Etwa in der Hälfte kommt auch der Fleecepulli runter, die Sonne scheint über die Kante. Wir überholen Asiaten, wie immer ein lustiges Völkchen. Stehen da mit Stöcken im Fels! Gegen 10 sind wir oben, Zeit für einige typische Fotos, meine obligatorischen  Sprung- und Radbilder sind aber leider bei Jens auf der Kamera... Die Aussicht ist super.

Wir rasten nicht wie viele andere, sondern gehen gleich weiter, es geht leicht auf- und abwärts durch eine recht karge Gegend, Felsen, Staub, ein wenig Grün und wenig Menschen. Wir überholen den Regenschirm-Mann, einer meiner Lieblinge. Natürlich Asiate und immer mit Schirm überm Kopf. Völlig wurscht, ob die Wolkendecke undurchdringlich ist, könnte sich ja ein Sonnenstrahl verirren. Oder es könnte von einer Sekunde auf die andere regnen, er ist jedenfalls sicher! Auch die riesigen Gruppen der Amis und Polen lassen wir hinter uns, die deutlich vor uns gestartet sind. Die Polen hörte ich, da war ich noch im Schlafsack...

Bald sehen wir vor uns das Karanga-Camp auf gleicher Höhe. Leider liegt dazwischen noch die gleichnamige Schlucht, sehr tief und steil... Unten ist die letzte Möglichkeit vor dem Gipfel, Wasser zu holen. Arme Träger! Es geht noch mal fast so steil hoch wie in der Baranco-Wall. Sicher auch nochmal 100 Höhenmeter und gute 25 Minuten. Ehrlich gesagt, ich war am Ende. Oben angekommen war ich über zwei Sachen richtig froh:
1. Ich muss nicht mehr runter und Wasser holen.
2. Ich muss nicht mehr 600 Höhenmeter weiter zum Basecamp (das muss man, wenn man die Tour in 6 statt in 7 Tagen macht, bei uns ist die Strecke auf zwei kurze Tage verteilt, heißt also man kommt nicht ganz so fertig im Basecamp an, hat mehr Zeit, sich auszuruhen vorm Gipfel und zur Akklimatisation ists natürlich auch besser!)

Um 11.30 Uhr stehen wir im Camp auf 4040m und tragen uns in das Buch ein. Und wir sind schon wieder die ersten! Höchstens ein paar von denen, die noch weiter müssen sind vor uns. Wir dürfen für eine Stunde ins Zelt, die Sonne brennt aufs Dach, geil! Außen ist es leider sehr windig und staubig, innen ist Bikini-Wetter! Alles wird zum Trocknen und Lüften großflächig verteilt, dann kommt die Schüssel, ich wasche sogar mal Haare (LRO rules...). Zum Mittagessen gibts Pommes und Krautsalat, ich hab echt Hunger (Appetitlosigkeit ist auch ein Symptom der Höhenkrankheit...). Dem Kopf gehts auch super, Nase läuft etwas, aber keine Erkältung, hoffe das bleibt so bis Sonntag Mittag.

Das Klo bricht alle Ekelrekorde, bei dem Loch muss man schon sehr gut zielen können! Um drei Uhr sitzen wir im Fress-Sauna-Zelt, tanken Wärme und schreiben. Das Nutella ist wieder flüssig, ein Löffel tut gut! Dann gehts etwas zum Lesen ins Zelt, es bleibt kuschelig warm. Gegen 6 zeigt sich Kili von seiner bisher schönsten Seite, schaut auch nicht mehr so weit aus, aber verdammt hoch! Hab mich kurz mit ihm unterhalten und klargestellt, dass wir übermorgen kommen! Er erwartet uns!

Kaum ist die Sonne weg, wird es schlagartig kalt. Zum Abendessen gibts Kürbissuppe, Reis und Gemüse. Schmeckt ja alles gut, aber ich freu mich schon auf wieder mal etwas Abwechslung! Wir verdrücken uns bald ins Zelt, es ist einfach zu kalt. Um halb 9 schlaf ich ein. Zwischendurch wache ich auf, weil ich friere und verteile alles aus meinem Rucksack in irgendeiner Form auf mir...

Ach ja, beim Bild der Wand bitte auf die bunten Punkte achten...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen